Forchheim – Am 20. Oktober 2023 fand in der Forchheimer Fußgängerzone eine weitere Mahnwache statt, um auf die aktuellen Geschehnisse im Nahen Osten zu blicken und den vielen Menschen, die unter Tod und Leid als Folge des Terrorangriffs vom 7. Oktober leiden, zu gedenken. Richard Schmidt, zuletzt aktiv als Landtagskandidat der SPD, trat vor die Anwesenden, um eine Positionierung und Analyse der Situation vorzunehmen. Er betonte seine Solidarität mit Israel und sprach zugleich sein tiefes Mitgefühl auch für die zivile Bevölkerung in Gaza aus, deren Leid er ebenso als Ergebnis des Terrors der Hamas sieht. Die Rede von Schmidt zeichnete eine differenzierte Sicht auf den Konflikt und unterstrich die Hoffnung auf Frieden. Im folgenden das Skript der Rede vom 20. Oktober.
„Wir versammeln uns heute hier, um auf die jüngsten Ereignisse in Israel und im Nahen Osten zu blicken und um unsere Solidarität mit den unschuldigen zivilen Opfern auf beiden Seiten zu zeigen. Die jüngste Eskalation begann durch einen beispiellosen, menschenverachtenden Akt des Terrors der Hamas. Diese Angriffe sind nicht nur ein Angriff auf Israel, sondern eine Kampfansage an alle Mühen und Bestrebungen für Frieden und Versöhnung im Nahen Osten. Die von der Hamas betriebene Eskalation der Gewalt ist inakzeptabel und nimmt billigend, Tod und Leid auf beiden Seiten in Kauf.
Dieses Leid von unzähligen Unschuldigen lässt mich nicht kalt und es darf uns nicht kalt lassen. Deswegen begrüße ich auch die jüngsten Bestrebungen unter Beteiligung Israel und Ägypten, überlebenswichtige Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu ermöglichen. Denn ich finde es wichtig zu differenzieren: Zwischen dem Terror-Regime der Hamas und den Menschen, die nie Teil dieses Konflikts sein wollten, aber zu seinen Opfern geworden sind. Sie alle verdienen unsere volle Empathie, unser Mitgefühl und unsere Unterstützung.
Die Art und Weise, wie Israel bisher auf den Terror der Hamas reagiert hat – dass man mit der viel diskutierten Bodenoffensive abwartet, die Menschen in Gaza aufruft in den Süden zu flüchten -gibt mir das Gefühl, dass man sich in Israel trotz aller Fassungslosigkeit und Trauer über die eigene humanitäre Verantwortung bewusst ist und nicht unbedacht die Eskalation der Gewalt weiter betreibt. Ich hoffe und möchte darauf vertrauen, dass die Entscheidungsträger in Israel mit Weitsicht handeln und kein Menschenleben mehr, als zur Wiederherstellung der Sicherheit der Menschen in Israel notwendig, gefährden.
Der Zwischenfall um eine Explosion in der Nähe eines Krankenhauses in Gaza hat uns erneut gezeigt, wie komplex und unübersichtlich die Lage ist und wie wichtig es ist, genaue Informationen abzuwarten und nicht voreilige Schlüsse zu ziehen. Was wir sehen konnten: Dieser Konflikt existiert nicht nur handfest im Nahen Osten. Der Kampf um die Deutungshoheit wird durch die Hamas und ihre Verbündeten weltweit geführt und erreicht blitzschnell auch unsere Straßen. Man veröffentlicht Bilder, Videos, die das Leid der Menschen in Gaza Instrumentalisieren, um den eigenen Terror zu rechtfertigen. Wir alle müssen hier gegenhalten: Es ist die Hamas, die diese Bilder bewusst provoziert hat, weil ein Frieden im Nahen Osten, eine Annäherung Israels an Länder wie Saudi-Arabien, nicht im Interesse einer solchen radikalen Terrororganisation sind. Die Hamas trägt die Verantwortung nicht nur für das Leid der unzähligen Opfer ihres Terrors in Israel, sondern auch für die vielen zivilen Opfer in Gaza.
Eines ist klar: Der Nahost-Konflikt ist zu alt, zu komplex, als dass es eine einfache Lösung gäbe, um ihn zu befrieden. Aber von einem bin ich überzeugt: Terror und Gewalt rücken die Aussicht auf Frieden nur noch mehr in weite Ferne und es wird in Zukunft ein mühsamer, langwieriger Prozess, diese Aussicht wieder herzustellen.
Auf Zeit Online ist aktuell ein sehr bemerkenswertes Video-Interview mit dem israelischen Historiker Yuval Noah Harari zu sehen. Daraus sind zwei Aussagen von ihm ganz besonders hängen geblieben:
Zum einen ruft er – und das als jemand, dessen Angehörige selbst mitten in einen Angriff auf ihren Kibbuz geraten sind – uns alle auf: „Von Außenstehenden, wie etwa Deutschen, erwarte ich: Seid nicht denkfaul. Seid nicht emotional faul. Schaut nicht nur auf die eine Seite dieser schrecklichen Realität. Damit es einen Platz gibt für Frieden in der Zukunft.“ Und dies begründet er ausgerechnet mit einem Blick auf das furchtbarste Kapitel unserer Geschichte: „Deutsche und Israelis, Deutsche und Juden: Nach dem, was im Holocaust geschehen ist, sind sie irgendwann zu Freunden geworden. Wenn das möglich ist, ist alles möglich.“
Diese Worte würde ich mir als meine Aussage niemals anmaßen. Doch, dass er als israelischer Mensch eine solche Aussage trifft, gibt mir Hoffnung, dass es irgendwann eine friedliche Lösung für den nahen Osten geben kann.“